Gesunde Kaninchen-Ernährung


Hinsichtlich der Fütterung von Kaninchen, die als reine Haustiere leben, wird sehr viel falsch gemacht. Zum einen werden die Fütterungsmethoden aus der Masthaltung übernommen, zum anderen locken kommerzielle Futtermittelhersteller mit einer Fülle von Angeboten, die zwar die Augen der Menschen erfreuen, jedoch für die Tiere gesundheitsschädlich sind.
Statt diese ungesunden Futtermittel zu kaufen, sollte man sich lieber an der natürlichen Ernährung der Wildkaninchen orientieren. Wer auf eine artgerechte Ernährung seiner Kaninchen achtet, verhilft ihnen zu einem gesunden, langen Leben und erspart sich enorme Tierarztkosten.

Im folgenden werden die einzelnen Futtersorten dargestellt. Beachte bitte, daß nicht jedes Kaninchen jedes Gemüse oder Obst verträgt. Neues Futter sollte langsam angefüttert werden. Ein abrupter Wechsel des Futters kann zu gesundheitlichen Problemen führen.

Heu

Heu ist das Grundnahrungsmittel, es muß den Kaninchen ständig zur Verfügung stehen. Heu dient dem Abrieb der Backenzähne und hält die Verdauung im Schwung.
Gutes Heu ist grün, duftet angenehm und enthält viele verschiedene Gräser und Kräuter. Staubiges, muffig riechendes oder schimmeliges Heu kann Krankheiten verursachen.

Gras

Frisches Gras ist ebenfalls ein Grundnahrungsmittel. Wer die Möglichkeit hat, im Sommer Gras zu schneiden, sollte dieses füttern. Da das frische Gras im Frühjahr besonders nährstoffhaltig ist, sollte man es langsam anfüttern.
Gras sollte nur auf Wiesen mit vielfältigen Gräsersorten geerntet werden. ! Ungeeignet ist Gras von Wiesen, die gespritzt werden, als Hundeauslauf dienen oder am Rande einer Straße liegen. Zierrasen ist kein Nahrungsmittel für Kaninchen. Auch die Grasabfälle aus dem Rasenmäher dürfen nicht verfüttert werden, sie können Darmkoliken auslösen.

Zweige

Zwei- bis dreimal wöchentlich sollten Äste mit Laub/Nadeln gefüttert werden. Sie dienen dem Abrieb der Schneidezähne.
Folgende Zweige dürfen verfüttert werden: Ahorn, Apfelbaum, Birke, Birnbaum, Buche, Eiche (ohne Eicheln, nur selten geben), Erle, Esche, Fichte, Haselnußbaum, Linde, Pappel, Kastanie (ohne Kastanien), Kiefer, Schlehe, Weide (nur wenig).
!  Eibe und Thuja sind giftig. Steinobstzweige (Kirsche, Pflaume, Pfirsich usw.) enthalten geringe Mengen an Blausäure und sollten nicht verfüttert werden.

Kräuter

Frische und getrocknete Kräuter ergänzen das Futter um Vitamine und Mineralstoffe.
Ein Kaninchen sollte nicht mehr als 20 Gramm Kräuter pro Kilogramm Gewicht wöchentlich fressen, da es sonst zu einer Überversorgung mit Mineralien kommen kann. Ein 1,5 kg schweres Kaninchen sollte demnach pro Woche maximal 30 g Kräuter bekommen. Heilkräuter sollten nur selten und in geringer Menge gefüttert werden, damit ihre heilende Wirkung nicht durch Gewöhnung abnimmt.
Geeignete Kräuter sind: Basilikum, Beinwell, Borretsch, Breitwegerich, Brennessel (nur getrocknet), Brombeerblätter, Brunnenkresse, Dill, Erdbeerblätter, Estragon, Gänseblümchen, Grüner Hafer, Himbeerblätter, Hirtentäschel, Huflattich, Kamille, Kerbel, Koriander, Kornblume, Liebstöckel, Löwenzahn, Luzerne, Malve, Majoran, Melde, Melisse, Oregano, Petersilie, Pfefferminze, Ringelblumen, Rosmarin, Thymian, Salbei, Sauerampfer, Scharfgabe, Sonnenblumen (ohne Kerne), Spitzwegerich, Vogelmiere, Weißdorn, Wermut, Wicke, Wildrosen.
Problematisch ist die Fütterung von Klee, da Rotklee zu Blähungen führt, und dieser außerhalb der Blütezeit nicht vom verträglichen Weißklee unterschieden werden kann.
Für Kaninchen giftige Pflanzen kannst du in dieser Giftpflanzendatenbank nachschlagen: http://www.botanikus.de/Botanik3/Tiere/Hasen/hasen.html

Gemüse

Frisches Gemüse versorgt das Kaninchen mit Vitaminen. Als Faustregel gilt: Pro Tag bekommt ein Kaninchen maximal 100 Gramm Gemüse und Obst je Kilogramm Körpergewicht. Ein 1,5 kg schweres Kaninchen sollte also nicht mehr als 150 g Gemüse täglich fressen. Bei jeder Mahlzeit solltest du nur so viel Frischfutter geben, wie das Kaninchen auf einmal auffrißt. Gemüsereste, die nicht mehr gefressen werden, solltest du gleich wegwerfen.

Geeignete Gemüsesorten sind:
Blumenkohl mit Blättern (wenig), Brokkoli, Chicoree, Chinakohl, Endivien, Fenchel mit Grün, Grünkohl, Kohlrabi (auch Blätter, aber wenig), Kohlrübe, Kürbis (kein Zierkürbis), Maisblätter, Möhren (mit Grün), Pastinaken, Paprika (ohne Strunk), Radieschenblätter (keine Knolle), Rote Beete (wenig), Sellerie, Spinat (wenig), Steckrübe, Tomaten (Vorsicht: das Grüne ist giftig!), Topinambur, Zucchini.

Problematisch sind …
… Gurke, weil sie zu Verdauungsstörungen führen kann;
… Kohl (Weiß-, Rot-, Rosenkohl), verursacht evtl. Blähungen;
… Mais, weil er sehr kalorienreich ist und viel Stärke enthält;
… Paprika, der wegen des sehr hohen Vitamin-C-Gehaltes Durchfall auslösen kann;
… Salat, wegen der hohen Nitratbelastung und weil er zu Blähungen führen kann.
Diese Gemüsesorten sollten nur gelegentlich in kleinen Mengen gefüttert werden.

! Absolut ungeeignet sind: Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen), Kartoffeln und Kartoffelkraut, Rettich, Rhabarber, Tomatengrün (giftig!), Zwiebelgewächse (Zwiebeln, Porree, Lauch usw., giftig!).

Obst

Obst ist ein gesunder Leckerbissen, wenn es in Maßen gegeben wird. Zwei- bis dreimal wöchentlich ein Viertel Apfel oder zwei, drei Weintrauben sind ein gutes Maß.
Geeignetes Obst ist: Apfel (ohne Kerne), Banane, Birne, Beeren, Melone, Weintrauben (ohne Kerne).
Kiwis und frische Ananas lösen Fellknäuel im Magen auf. Beim Fellwechsel kannst du zweimal wöchentlich pro Tier ein Achtel Kiwi oder ein entsprechend großes Stück frische Ananas geben.
! Ungeeignet sind Steinobst (Kirsche, Pflaume, Mirabelle), Avocados (teilweise giftig), exotische Früchte und Zitrusfrüchte sowie eingemachtes Obst.


Getrocknetes Obst und Gemüse

Einige Obst- und Gemüsesorten kann man selbst trocknen. Bei den im Handel angebotenen Trockenobst und -gemüse solltest du darauf achten, daß es unbehandelt (ungeschwefelt, nicht gezuckert oder gewürzt) ist.

Trockenfutter/Futtermischungen

Die im Handel erhältlichen Futtermischungen enthalten meist Getreide, Saaten, Pellets, pflanzliche Nebenprodukte, getrocknete Gemüse- und Obststückchen, aufgepoppte und eingefärbte Getreideteile sowie weitere Zusätze (Kräuter, Vitamine).
Getreidehaltige Futtermischungen sollten generell nicht gefüttert werden. Getreide gehört nicht (wie oft fälschlicherweise angenommen) zur natürlichen Ernährung von Kaninchen. Auch Saatkörner sind kein passendes Kaninchenfutter.

Bei reinem Pelletfutter unterscheidet man zwischen Mastfutter und Zucht- bzw. Aufzuchtfutter. Mastfutter ist für Hauskaninchen grundsätzlich schlecht, da es zu kalorienreich ist und rasch dick macht. Auch Zuchtfutter enthält mehr Energie, als ein normales Hauskaninchen benötigt. Auf solches Pelletfutter sollte man besser verzichten.
Ferner werden auch getreidefreie Pellets (Wiesengraspellets, Kräuterpellets) im Fachhandel angeboten; diese können als Leckerei in geringen Mengen verfüttert werden.

Generell benötigen Kaninchen, die nicht zur Zucht oder Mast eingesetzt werden, kein Trockenfutter. Im Gegenteil: Dieses Trockenfutter schenkt den Tieren zu viel Energie. Sie fressen deshalb weniger Heu, wodurch sich die Zähne weniger abnutzen, was wiederum zu Zahnproblemen führt. Sie werden dick und anfällig für alle mit Übergewicht zusammenhängenden Krankheiten. Enthält das Trockenfutter zudem noch Getreide, kann die Darmflora auf Dauer geschädigt werden.
Nähere Informationen über Trockenfutter findest du unter http://www.kaninchentreff.de/faq-Trockenfutter.htm

Wer nicht komplett auf Trockenfutter verzichten möchte, sollte eine Mischung aus getrocknetem Gemüse, wenig Trockenobst, Kräutern und evtl. getreidefreien Pellets anbieten. Davon sollte jedes Kaninchen maximal einen Teelöffel pro Tag erhalten.

Ungesunde Futtermittel

Gänzlich ungeeignet sind neben giftigen Pflanzen auch alle tierischen Produkte (Milch, Molkereiprodukte, Fleisch, Fisch, Honig), Schokolade (für Tiere giftig!), getrocknetes Brot (enthält Getreide, Zusatzstoffe und meist auch unsichtbare Schimmelsporen), Nüsse, fettreiche oder gewürzte Speisen sowie Salz und Zucker.
Besonders die im Handel erhältlichen Snacks für Kaninchen (Knabberstangen, Drops usw.) enthalten neben Getreide meist weitere ungesunde Zusatzstoffe. Sie sollten auf keinen Fall verfüttert werden.
Ebenso unnütz und ungesund sind die im Handel angebotenen Salzlecksteine und Mineralsteine. Sie führen zu einer Überversorgung mit Salzen und Mineralien (welche ja bereits über Heu, Kräuter und Frischfutter aufgenommen werden). Die Folgen sind Nierenprobleme (bis hin zum tödlichen Nierenversagen), Harnsteinbildung und Kalkablagerungen im Körper.

Wasser

Den Kaninchen muß immer frisches Trinkwasser zur Verfügung stehen, das am besten in Schälchen angeboten wird.
Bei Trinkflaschen (Nippeltränken) müssen die Kaninchen eine unnatürliche Kopfhaltung zum Trinken annehmen und erhalten das Wasser nur tröpfchenweise.
Zusätze für das Trinkwasser (Vitamine, Mineralien) oder sog. Wellness-Drinks sind sinnlos, evtl. sogar schädlich (Überversorgung mit Vitaminen und Mineralien).


Nahrungspyramide


Diese Pyramide zeigt, in welchem Verhältnis die einzelnen Nahrungsmittel gefüttert werden sollen.
Gras und Heu sind Grundnahrungsmittel, ebenso sollten häufig Zweige angeboten werden.
Getreidefreie Pellets und Obst hingegen sind Leckereien, die nur selten gegeben werden sollten.

© 2006 Gesa Schäfer

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