• Vor allen Dingen zählt erst mal der erste Eindruck,
das kann man auch am Telefon beurteilen : Ist er nett und höflich, nimmt
er meine Ausführungen über womögliche Krankheitssymptome ernst?
Erscheint mir ein Tierarzt arrogant und überheblich wäre das schon mal ein Grund für mich, da nicht hinzugehen.
• Ist er im Notfall Tag und Nacht (auch an Wochenenden und
Feiertagen) zu erreichen?
Ist ein Hausbesuch in begründeten Fällen kein Problem für ihn?
• Wieviel Kaninchen hat/hatte er schon Behandlung?
• Was für einen Eindruck macht die Praxis?
Es ist klar, dass sich in der Praxis Tierhaare und Federn auf dem Boden befinden, das ist normal. Aber sobald man den Eindruck hat, dass die Praxis schmuddelig und wochenlang nicht geputzt ist, sollte man sofort auf dem Absatz kehrt machen.
• Nimmt er mich und mein Tier ernst?
Führt er eine Karteikarte oder sogar eine PC-Datei für mein Kaninchen,
hat er vorher Daten über Geburtsdatum, Geschlecht, Alter etc. erfragt?
Wenn nicht, dann ist mein Kaninchen ihm das nicht wert, und ich gehe woanders
hin.
Ein guter Tierarzt hilft jedem Tier gern, spricht vielleicht mit ihm, spricht
ihn beim Namen an und geht mit ihm im allgemeinen liebevoll und nett um.
Er nimmt sich die notwendige Zeit für jeden Patienten, auch wenn man dadurch
selbst einiges an Wartezeit in Kauf nehmen muss.
Er nimmt meine Sorgen als Tierbesitzer ernst und berät mich freundlich bei jedem scheint’s noch so kleinen Problemchen
• Erläuterung der Diagnose und Behandlungsmethode.
Erklärt er mir, welche Impfungen mein Kaninchen benötigt?
Erklärt er mir die Diagnose in Ruhe und mit einfachen Worten?
Informiert er mich über Behandlungsmöglichkeiten und die konkrete
Behandlung meines Lieblings?
Fühlt er sich nicht in seinem Ego verletzt, wenn ich alternative Behandlungsmöglichkeiten anspreche? Redet er mit mir darüber?
Beim Verdacht einer Magen-Darmerkrankung analysiert ein kanichenerfahrener Tierarzt
zuerst den Kot des Tieres, bevor er eine unüberlegte Antibiotikagabe einleitet.
Ihm ist bekannt, dass einige Antibiotika tödlich für Kaninchen sein
können.
In Fällen, in denen der Kot ohne Befund ist reicht oftmals eine langsame
Nahrungsumstellung.
Bei Schnupfenerkrankungen macht der TA zuerst einen Abstrich, um Pasteurellen
zu diagnostizieren oder auszuschliessen, er probiert nicht am Kaninchen herum.
Bis das Laborergebnis vorliegt, empfiehlt er das Antibiotikum „Baytril“,
als wirksamstes Breitband-AB.
Es gibt auch schlechte Erfahrungen von Kaninchenbesitzern, denen inkompetente
TÄ sagten „ wir probieren von unten nach oben erst mal alle AB’
s durch!“
Das ist Unsinn, weil Kaninchenschnupfen sehr schnell chronisch werden kann.
• Ist er mir gegenüber ehrlich?
Er wird einem Tier niemals schaden wollen, indem er aus Unwissenheit eine falsche
Diagnose erstellt.
Ein guter Tierarzt gibt seine Unwissenheit zu, und macht sich die Mühe,
anderweitig Informationen einzuholen.
Wenn’s sein muss holt er sich die Meinung eines anderen, fachkompetenten
Tierarztes ein oder überweist mein Tierchen zu diesem weiter.
• Im Falle einer Operation
Erklärt er mir, dass mein Kaninchen vor einer OP (z.B. Kastration) nüchtern
sein muss, d.h. 24 h vorher nichts essen darf?
Dann hat er direkt gesagt keine Ahnung von Kaninchen, denn diese dürfen
niemals hungern!
Kaninchen haben einen sog. Stopfmagen, einfacher gesagt: Nur wenn oben was reinkommt,
kommt unten was raus!
Essen Kaninchen 24 h nichts, bringt dies das empfindliche Verdauungssystem zum
Erliegen und der kleine Liebling stirbt im schlimmsten Fall daran.
Darf ich während der OP dabei sein?
Eine Gasnarkose ist immer vorzuziehen, da hier die Dosis für Kaninchen
exakt eingehalten werden kann.
Bei anderen Narkosearten ist die Gefahr einer Überdosierung groß,
das Kaninchen wacht erschwert und im schlimmsten Fall gar nicht mehr auf.
Während der Aufwachphase behält ein guter TA das Kaninchen immer
in der Praxis wegen der Kreislaufüberwachung.
Im Notfall kann er dann auch schnell eingreifen mit Spritzen usw.
Isst mein Kaninchen schon seit Stunden nichts nach der OP?
Ein erfahrener Tierarzt rät hier zur unbedingten Zwangsernährung und
gibt Tipps dafür.
• Ernährung
Sprecht den Tierarzt ruhig darauf an, wie die gesunde Ernährung eines Kaninchens aussieht (auch wenn ihr selber bestens darüber informiert seid).
Ein kaninchenerfahrener Arzt
wird Euch das Verdauungssystem der Kaninchen erklären und von Trockenfutter
und „Leckereien“ unbedingt abraten!
Er wird Euch erklären, dass Kaninchen immer ausreichend Heu zur Verfügung
haben müssen um eine gesunde Ernährung und den Zahnabrieb zu fördern.
Dazu käme dann noch Frischfutter, gelegentlich etwas Obst, Kräuter,
Zweige, Gras usw.
Kein guter, kaninchenerfahrener Tierarzt empfiehlt trockenes Brot als Zahnabriebsmöglichkeit.
Dieses weicht nur im Mäulchen auf, und ist zudem schädlich für
das Verdauungssystem.
• Haltung und Verhalten
Der kaninchenerfahrene Tierarzt rät immer mindestens zur Paarhaltung von Kaninchen.
Auftretende Aggressionen winkt er nie ab, sondern klärt mit Euch ab, welche Ursachen (z.B. unkastrierter Rammler, schlechte Erfahrungen des Kaninchens beim Vorbesitzer, Angst, Einzelhaltung etc.) diese haben könnten und wie man diese beheben kann.
Er wird niemals die ausschließliche
Käfighaltung ohne oder mit zu wenig Auslauf für gut befinden.
Er erläutert vielmehr, dass Kaninchen sehr bewegungsfreudige und vor allem
dämmerungs- und nachtaktive Tiere sind, die im besten Fall 24 h am Tag
Auslauf brauchen.
• Zucht und Nachwuchs
Ein kaninchenerfahrener Tierarzt
würde nie die gewollte Zucht von Kaninchen befürworten.
Er ist vielmehr über das Leiden der unzähligen Kaninchen in Tierheimen
informiert, welche durch unüberlegte Züchterei keine Chance auf ein
gutes Zuhause bekommen.
Bei Scheinschwangerschaften von Weibchen empfiehlt eine guter Tierarzt nie,
„das Weibchen mal decken zu lassen“. Er erläutert vielmehr
Hormonspritzen und zieht krankhafte Gebärmutterveränderungen in Betracht.
Er berät über eine evtl. Kastration beim Weibchen (nur im äußersten
Notfall!).
Weibchen dürfen nur 3 - 4 mal im Jahr scheinschwanger werden.
Sollte aus irgendeinem Grund Kaninchennachwuchs da sein wird er immer darauf hinweisen, dass die Jungtiere mindestens bis zur vollendeten 8. Woche bei der Mutter bleiben müssen, 10. Woche wäre besser.
• Der letzte Weg
Neigt sich die Zeit zu Ende
und muss das geliebte Tier von seinen Qualen erlöst werden?
Ein guter Tierarzt darf sich niemals weigern, die Euthanasie bei Euch zu Hause
durchzuführen.
Natürlich ist das nicht immer planbar jedoch sollte er immer darauf bedacht
sein, das Tier bei seinem letzten Gang in der vertrauten Umgebung in Geborgenheit
und ohne Angst für immer einschlafen zu lassen.
Das sind natürlich meine Ansichten zu einem guten Tierarzt, aber wenn ihr
die angesprochenen Punkte vor Augen behaltet könnte Ihr Euch zumindest
fast sicher sein, dass Euer Mümmelmann in guten Händen ist.
Autorin: Mette